FRAKTION: Die Verteilung der Lasten des Windkraftausbaus wird zur Gerechtigkeitsfrage

Die Verteilung der Lasten des Windkraftausbaus wird zur Gerechtigkeitsfrage

–       Den Menschen und der Natur im Main-Kinzig-Kreis sind keine weiteren Anlagen zuzumuten

 

„Seit Jahren stehen wir Freien Demokraten vehement gegen den weiteren Windkraftausbau im Kinzigtal und dem Naturpark Spessart. Der durch die SPD und die Grünen in den letzten Jahren stark forcierte Bau weiterer Windkraftanlagen war letztendlich sogar einer der ausschlaggebenden Faktoren dafür, dass wir nach der vergangenen Kommunalwahl dem Koalitionsangebot von SPD und Grünen eine Absage erteilen mussten“, erinnert der Vorsitzende der FDP-Kreistagsfraktion Kolja Saß.

„Heute freuen wir uns darüber, dass nun zumindest teilweise die von uns gebetsmühlenartig vorgetragene Fakten bei den Befürwortern der vergangenen Jahre, SPD und Grünen, angekommen sind: Zum einen rechnen sich trotz der hohen Subventionen Windkraftanlagen im Main-Kinzig-Kreis wirtschaftlich einfach nicht und zum anderen stehen im Main-Kinzig-Kreis bereits heute schon fast die Hälfte aller WKA, die insgesamt im Regierungsbezirk Darmstadt in Betrieb genommen wurden, sich im Bau befinden, oder bereits genehmigt wurden“, verspürt der energiepolitische Sprecher der FDP-Kreistagsfraktion, Rolf Zimmermann, eine sehr späte Einsicht bei der SPD.

Voraussichtlich im Frühjahr soll von der Regionalversammlung der Teilplan Erneuerbare Energien (TPEE) beschlossen werden. Im Teilplan gibt es in Südhessen drei Schwerpunktgebiete, in denen sich Windvorrangflächen befinden: der Wetteraukreis, der Rheingau-Taunus Kreis und der östlichen MKK (Altkreise Gelnhausen und Schlüchtern). Im Main-Kinzig-Kreis stehen 122 (!) von insgesamt 257 Anlagen im gesamten Regierungsbezirk Darmstadt. Im Wetteraukreis sind es 39 Anlagen, im Rheingau-Taunus-Kreis sind es 27 und im Odenwaldkreis 24 Anlagen.

„Als FDP-Fraktion haben wir, unmittelbar nachdem uns die Planungen für den TPEE bekannt geworden sind, einen Antrag in den Kreistag eingebracht, der vorsieht, als Landkreis geschlossen, gegen diese Planungen der Regionalversammlung vorzugehen. Teilen unseres Antrags ist heute die Mehrheit des Kreistages gefolgt. Der Umdenkprozess scheint bei anderen Fraktionen, zumindest in einem ersten vorsichtigen Schritt, stattgefunden zu haben“, kritisiert Rolf Zimmermann den nicht konsequenten Beschluss und ergänzt: „Nur darüber diskutieren zu wollen, dass mehr Anlagen gerechter in ganz Südhessen verteilt werden soll, verursacht trotzdem einen weiteren Ausbau von Windkraftanlagen im Main-Kinzig-Kreis. Für uns, die Bürgerinnen und Bürger und auch das Tierreich, ist es jedoch heute schon mehr als genug.“

„Der Entwurf des TPEE Windvorranggebietes hat ca. 4200 Hektar Potentialflächen im MKK geplant. Das bedeutet, dass unfassbare Potentialflächen für insgesamt 420 Windkraftanlagen im MKK zur Verfügung stünden. Dies entspricht etwa 4,5 Prozent der gesamten Fläche“, stellt Saß die absurden Planungen vor, die scheinbar auch die Kreisregierung langsam aufwachen lässt.

Im Naturpark Spessart schlägt das Regierungspräsidium Potentialflächenflächen mit ca. 2300 Hektar, also Flächen für zusätzlich 230 Windkraftanlagen, vor. Damit würden 3,2 Prozent des hessischen Naturparks Spessart für Windkraftanlagen bereitgestellt.

„Der MKK trägt damit die mit Abstand höchste Bürde bezüglich des politischen Zieles, zwei Prozent der Landesfläche für WKA bereit zu stellen. Gleichzeitig könnte der hessische Teil des Naturparks Spessart ein von WKA überbeanspruchter Landstrich werden, während das Land Bayern seinen Anteil des Spessarts frei von WKA hält. Das ist schlicht nicht akzeptabel“, macht Zimmermann deutlich und lobt das Nachbarbundesland.

„Sollte der Teilplan beschlossen werden, würden einzelne Ortschaften bei uns regelrecht von Windkraftanlagen umzingelt werden. Hiervon betroffen sind auch unsere Kurstädte Bad Orb und Bad Soden-Salmünster. Unsere Heimat wird damit unzumutbar und eklatant überproportional mit Windvorrangflächen belastet. Ein windkraftfreier Spessart wäre ein Alleinstellungsmerkmal für Touristik, Kur und Naherholung. Unsere Region soll auch in Zukunft ihre Unverwechselbarkeit behalten dürfen“, mahnt Rolf Zimmermann an.

„Inzwischen haben sich die meisten Stadt- und Gemeindeparlamente klar gegen den weiteren Ausbau von Windkraftanlagen im Main-Kinzig-Kreis ausgesprochen. Der Landrat hat heute versprochen, sich vehement für den Willen der Städte und Gemeinden einzusetzen. Auch er stellt mittlerweile fest, dass wir die mit Abstand größte Last durch diese Form der Energieerzeugung tragen und ein weiterer Ausbau nicht zumutbar ist. Wir werden ihn an diesem Versprechen messen und ihn auch daran erinnern, sollte es nötig werden“, bringt Saß die Quintessenz des Beitrags des Landrates zur Abstimmung des FDP-Antrags auf den Punkt.