Kreisspitze trägt Verantwortung für unzureichende Ausstattung der Klassenräume mit Luftfilteranlagen gegen COVID-19
– FDP-Fraktion fordert die Anschaffung von Luftreinigungsgeräten zum Schutz der Schülerinnen und Schüler aller Jahrgangsstufen
Die FDP-Fraktion fordert die Anschaffung von Luftreinigungsgeräten zum Schutz der Schülerinnen und Schüler aller Jahrgänge bereits seit dem Frühjahr. SPD und CDU haben diese Forderungen stets zurückgewiesen.
Zum 11.11. hat der Main-Kinzig-Kreis eine Pressemitteilung als Reaktion auf die stark steigenden COVID-19-Infektionen im Main-Kinzig-Kreis veröffentlicht. Laut dieser Mitteilung müsse alles unternommen werden, um jungen Menschen Quarantäne und Distanzunterricht zu ersparen. Die Kreisspitze will „insbesondere bei den Kindern und Jugendlichen die Schutzvorkehrungen nun erhöhen“.
Die FDP-Fraktion im Kreistag ist empört darüber, dass der Landkreis in der prognostizierten vierten Infektionswelle zwar stärkeren Schutz für Schulen und Kitas empfiehlt, aber auch im dritten Corona-Schuljahr keinen Einsatz für eine flächendeckende Ausstattung der Klassenzimmer mit Luftreinigungsanlagen in allen Klassenstufen erkennen lässt.
Kurze Historie:
- In den Sondierungsgesprächen nach der Kommunalwahl fordert die FDP-Fraktion Luftreinigungsgeräte für alle Schulen. SPD und CDU bezweifeln die Wirksamkeit der Luftfilter und tun die Forderungen der FDP als finanziell unbezahlbar ab.
- : Die FDP-Fraktion stellt einen Antrag im Kreistag zur Verfügungstellung von zwei Millionen Euro zur kurzfristigen Beschaffung mobiler Luftreinigungsgeräte für alle Klassenräume in den Schulen im Main-Kinzig-Kreis, um auf die zu erwartende Corona-Welle im Herbst vorbereitet zu sein. Die FDP fordert, dass die Große Koalition die Filter umgehend anschaffen muss.
- Kreistagssitzung: Landrat Stolz erklärt in der Aussprache zum FDP-Antrag, dass man sich ausführlich mit der Installation von Luftreinigungsanlagen beschäftigt hätte, ein Beschluss entsprechend dem FDP-Antrag nicht nötig sei, weil angestrebt werde, dass der Kreisausschuss die Ausstattung der Klassenräume der Jahrgangsstufen eins bis sechs mit mobilen Luftreinigern beschließe. Der im Koalitionsvertrag vereinbarte Testlauf wurde fallengelassen. à Der FDP-Antrag, der die Ausstattung aller Jahrgangsstufen zum Gegenstand hatte, wurde inkl. eines Ergänzungsantrags der Grünen, in Gänze durch CDU und SPD abgelehnt.
- Der Kreisausschuss entscheidet, die Klassenräume der Jahrgangsstufen eins bis sechs mit mobilen Luftreinigern auszustatten. Begründung: Schülerinnen und Schüler älterer Klassenstufen könnten sich impfen lassen. Die FDP-Fraktion kritisiert die Entscheidung als nicht weitgehend genug und das Impfargument als nicht geeignet, um höhere Jahrgänge unversorgt zu lassen.
- Miteinem offenen Brief an den hessischen Ministerpräsidenten Bouffier und Kultusminister Lorz fordern hessische Kreiselternbeiräte, unter ihnen auch der Kreiselternbeirat des Main-Kinzig-Kreises, die Ausstattung aller Klassenräume mit mobilen Luftfiltergeräten.
- Der Unterricht nach den Herbstferien beginnt, ohne dass die Luftreinigungsgeräte in allen Klassenräumen der Jahrgangsstufen eins bis sechs installiert worden sind.
In seiner aktuellsten Pressemitteilung teilt Landrat Thorsten Stolz mit, dass es für den Umgang mit der aktuellen Situation „Maßnahmen, die vertretbar und angemessen sind und die die Qualität von Bildung und Betreuung nicht schmälern“ brauche. Wegen der Inzidenzwerte von über 300 in der Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen wird über das dreimalige Testen pro Woche, dem Einsatz von Luftfilteranlagen und die geltenden innerschulischen Hygiene- und Schutzmaßnahmen hinaus, das Tragen der Maske am Sitzplatz empfohlen. Diese Maßnahmen hält die FDP-Fraktion für nicht ausreichend.
„SPD und CDU haben nicht nur unsere wiederholten Warnungen fortwährend kleingeredet, man hat auch wissenschaftlichen Erkenntnisse gänzlich ignoriert“, zeigt die Vorsitzende der FDP-Fraktion, Anke Pfeil, das massive Unverständnis ihrer Fraktion über das wenig ambitionierte Handeln der Kreisspitze auf.
„Wir haben den Nutzen von professionellen Luftreinigungsgeräten als wichtigen Baustein für den Schutz von Kindern und Jugendlichen vielfach dargelegt. Nun werden selbst Schulschließungen vielerorts erneut diskutiert. Dies wäre eine Katastrophe für die Schülerinnen und Schüler, die bereits jetzt schon oft enorme inhaltliche Lücken zum eigentlichen Lehrplan, aufgrund früherer Schulschließungen, nacharbeiten müssen“, zeigt Pfeil die Konsequenzen in Sachen Bildungsstau auf, die mit allen Mitteln verhindert werden müssten und deutlich mehr Initiative seitens des Kreises erforderten, als sich auf altbekannte Empfehlungen zu beschränken.
„Dazu kommt außerdem das Risiko gesundheitlicher Schäden für die Kinder und Jugendlichen. Medizinische Auswertungen zeigen deutlich, auch die Jugend bleibt von Spätfolgen wie Long-COVID nicht verschont. Unvorstellbar, was es für einen jungen Menschen bedeuten muss, sich kurz vor dem Schulabschluss mit Corona zu infizieren, langfristig auszufallen und seine gesamte Lebensplanung durch die Finger gleiten zu sehen“, zeigt Pfeil beispielhaft auf, dass die Corona-Problematik nun schon der dritten Schulabschlussgeneration einen Strich durch die Rechnung macht und die Kreispolitik viel zu wenig tut.
„Nun ist leider genau das Horror-Szenario eingetreten, zu dessen Verhinderung wir einen maßgeblichen Beitrag leisten wollten. Die vierte Coronawelle schlägt, wie bereits im Frühjahr von allen Experten vorausgesagt, unbarmherzig zu. Sowohl bezüglich der Klassenräume als auch in Bezug auf die Situation in den Schulbussen wurden alle unsere Warnungen und Anregungen gänzlich ignoriert oder ausgeschlagen. Zu welch fatalen Folgen Ansteckungen infolge unzureichenden Schutzes von Schülerinnen und Schülern führen können, hat erst kürzlich ein auf die Schülerbeförderung zurückzuführendes Ausbruchsgeschehen im Raum Schlüchtern gezeigt.
„Angesichts solcher Dramen ist es uns unbegreiflich, warum man im Falle einer Infektion in einer Klasse einerseits so wenige Kontaktpersonen wie möglich in häusliche Isolierung schickt, es andererseits aber unterlässt, durch die flächendeckende Ausstattung mit Luftreinigungsgeräten, das Infektionsrisiko für alle so gering wie möglich zu halten. Es ist einfach nicht richtig, so mit der Gesundheit der Schülerinnen und Schüler umzugehen. Gerade, wenn man doch frühzeitig von allen Seiten gewarnt worden ist“, schließt Pfeil sorgenvoll.