Liberale sehen noch erheblichen Klärungsbedarf wegen Staudinger-Pause

08.11.2017

Industriebrache Staudinger vermeiden – Liberale sehen noch erheblichen Klärungsbedarf wegen Staudinger-Pause

 

Für die Liberalen ist die Nachricht des Energieversorgers Uniper, dass er in den nächsten Jahren sein Steinkohlekraftwerk Staudinger 5 in Großkrotzenburg aus Kostengründen im Sommer vom Netz nehmen möchte, besorgniserregend. Da der Block V von 2018 bis 2020 jeweils in den Monaten Juni bis August stillstehen soll, könnten auch Engpässe in der Energieversorgung auftreten. Weiterhin stellt sich für die Liberalen die Frage, ob dies nun der Einstieg in den Ausstieg von Staudinger sei.

Der Kreisvorsitzende der FDP, Kolja Saß hebt hervor, dass neben der sicheren Stromversorgung noch ein weiterer Aspekt geklärt werden muss: „Staudinger hat bisher sehr günstig Fernwärme als Abfallprodukt nach Großkrotzenburg und Hanau geliefert und damit sowohl Privatkunden als auch hiesige Unternehmen versorgt. Zwar hat der Betreiber zugesagt, dass Hanau und Großkrotzenburg weiter mit Fernwärme beliefert werden, dies würde dann jedoch durch den Gasblock IV abgedeckt werden. Der Gas- und Erdölblock IV ist aber schon 1977 in Betrieb genommen worden und sollte eigentlich im Mai 2018 stillgelegt werden.“

„Da der Block IV nur für die Spitzenlast systemrelevant ist, kann niemand mit Sicherheit sagen, dass dieser in den relevanten Monaten durchlaufen wird. Deswegen muss geklärt werden, ob die Versorgung mit Fernwärme überhaupt zu den gleichen Modalitäten wie bisher geschehen kann oder ob für die Abnehmer in Hanau und Großkrotzenburg Mehrkosten entstehen“, meint Saß und befürchtet, dass diese höheren Erzeugungskosten die Fernwärme verteuere und am Ende auf die Stromkosten umgelegt werden.

„Das Kraftwerk Staudinger war bisher ein Garant für eine solide Grundlastversorgung in den Sparten Strom und Fernwärme im westlichen Main-Kinzig-Kreis. Nach den neuesten Ankündigungen muss man schon hinterfragen, wie dies in der Zukunft gesichert werden soll“, teilt der Kreistagsfraktionsvorsitzende der Freien Demokraten Kolja Saß seine Sorgen mit.

Für den Hanauer Kommunalpolitiker und ehemaligen Wirtschaftsdezernent der Stadt Hanau, Dr. Ralf-Rainer Piesold (FDP), stellt sich eine weitere Frage. Er befürchtet, dass die Entscheidungen der vergangenen Jahre und die aktuelle Kohlediskussion dazu führen könne, dass in Großkrotzenburg eine große Industriebrache entstehe, da Block V in absehbarere Zeit ganz stillgelegt werden könne.

„Auch wenn Block IV nun aufgrund seiner Systemrelevanz nicht 2018 stillgelegt würde, stünde das Ende seiner Laufzeit aufgrund der hohen Kosten und bisherigen Laufzeit von über 40 Jahren in absehbarer Zeit zur Debatte. So könnte eintreten, dass trotz der Millioneninvestitionen in das Kraftwerk Staudinger, die dazu geführt haben, dass dieses auch weiterhin kostengünstig Strom produzieren kann, hier eine Industriebrache entstehe. In Kombination mit der durch die Bundespolitik eingeleiteten Energiewende, ist diese neuste Ankündigung besorgniserregend“, fasst Dr. Piesold zusammen.

Ob man nun mit der Stilllegung überhaupt einen hinreichenden Effekt erzielen kann, ist ohnedies fragwürdig. Immerhin werden die Emissionen von CO2-Gasen in anderen Regionen dieser Welt rasant steigen. China habe beispielsweise den Ausstoß in den letzten Jahren um fast 300% erhöht und verursacht fast 30% des weltweiten Ausstoßes. Deswegen bezweifeln die beiden FDP Kommunalpolitiker, dass die Umwandlung von Staudinger in eine „Tomatenplantage“ der richtige Weg sei. Für die Liberalen würde hier eine Fehlentwicklung herbeigeführt, die durch ein stillgelegtes Kraftwerk dann leider eindrucksvoll dokumentiert werde und den Verlust von hunderten Arbeitsplätzen nach sich ziehen würde.